Wenn sich der Schranken hebt

Achtung: dieser Eintrag ist nicht mehr aktuell!

_ci1343519[320529].jpg

Am vergangenen Donnerstag wurde in Mank mit Schauspieler Karl Markovics das erste von 130 Kunst-Plakaten für das Kulturfestival Mostviertel vor dem Rathaus enthüllt.

Fotograf Gyula Fodor erzählt in 10 Einzelbildern sogenannten „Filmstills“ auf Großflächenplakat einen paradoxen Fotoroman „The Promised Train – wenn sich der Schranken hebt". Das Plakat sieht wie ein Kinoplakat aus, es gibt jedoch keinen Film… Ab 29. Juni werden rund 130 Großflächenplakate im ganzen Mostviertel aufgestellt.

Karl Markovics spielt die Rolle eines Propheten ohne Worte, mit einer Trompete in der Hand. Er ist Leitfigur, Beobachter, Zeitzeuge und Transmitter. Markovics begeisterte bei der Präsentation im Stadtsaal auch mit einer Lesung von Texten aus „Warten auf Godot“ oder „Das Gesetz“, die passend zum Thema ausgewählt wurden. Für die musikalische Umrahmung sorgte Thomas Gansch, durch das Programm führte Dorothee Frank. Lob gab es für die gute Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde, das BGM Martin Leonhardsberger erwiderte. Das Plakat und die Fotos sind auch auf der Homepage des Künstlers zu sehen:

http://www.gyulafodor.com

Foto: v.l.: Stefan Gartner von der Kulturvernetzung Mostviertel, Karl Markovics, Dorothee Frank, Gyula Fodor, Martin Leonhardsberger und Thomas Gansch. 

Die Geschichte

Vor einem geschlossenen Bahnschranken, in einer abgelegenen Gegend, versammeln sich Menschen aus verschiedenen Milieus. Sie warten und halten Ausschau, ob ein Zug kommt. Unterdessen spielen sich verschiedene Szenen ab – der Stau des langen Wartens entlädt sich. Es ereignen sich Revolten, Liebe, Geschäft. „Der Prophet weist in die richtige Richtung, aber die Laute schauen woanders hin“ so Fodor bei der anschließenden Projektvorstellung im Manker Stadtsaal. Plötzlich hebt sich der Schranken. All die Kämpfe sind gegenstandslos geworden - doch niemand quert die Gleise.....Das überraschende Ende des "Films" verweist auf eine gewisse kollektive Ratlosigkeit. Darauf, dass neue Utopien (im Sinn von ideelen Leitvorstellungen) erst formuliert werden müssen, beziehungsweise die Gesellschaft teils noch Schwierigkeiten hat, dieses Bedürfnis überhaupt zu artikulieren.

Weitere DarstellerInnen: Tanja Petrovsky (spielte eine Hauptrolle in Ulrich Seidls „Models“). Rafael Werluschnig, Michael Scheidl („Netzzeit“), der türkische Autor und Regisseur Durmus Dogan, Julia Reichert („Kabinetttheater“).....

Um das Thema Veränderung des gesellschaftlichen Aggregatzustandes, das „Rucken und Knirschen der Zeitachse“, geht es im Werk von Gyula Fodor bereits seit den 90er Jahren. „Um die Erdoberfläche legt sich eine vibrierende Zeitgeisthülle, wie in einem Bienenstock, bevor die Bienen ausschwärmen. Der soziale Klimawandel verlangt nach neuen Blickwinkeln, nach einer neuen Sicht auf das, was wir uns als „Welt“ konstruieren“, heißt es in Fodors Künstlerbuch „noosphere“.

25.06.2012

Weiterleiten mit FacebookWeiterleiten mit Twitter